Tanji Education Center for Permaculture (TEC)

Luftaufnahme unseres TEC im Oktober 2023.

An der Generalversammlung des FVH vom 2. Juni 2014 wurde der Grundstein für das «Tanji Education Center for Permaculture» (TEC) gelegt. Damals wurde der FVH-Vorstand beauftragt, ein Projekt zu konzipieren, welches nachhaltig entwickelt werden konnte, der Bildung verpflichtet war, Arbeitsplätze schaffte und in der alleinigen Verantwortung des FVH lag. Auslöser war die Tatsache, dass sich The Gambia zu einem der Hauptherkunftsländer afrikanischer Flüchtlinge entwickelt hatte und wir ein Projekt initiieren wollten, welches jungen Gambiern die Perspektive auf eine sichere Existenz in ihrer Heimat bietet.

Die weit verbreitete Armut, die hohe Arbeitslosigkeit und vor allem das Fehlen jeglicher Perspektiven auf eine bessere Zukunft hat viele junge Gambier im vergangenen Jahrzehnt dazu verleitet, die gefährliche Reise nach Europa anzutreten – auf der Suche nach einem besseren Leben. Sie sind meist zwischen 18 und 30 Jahre alt und ziehen zunächst aus ländlichen Regionen in die Gebiete rund um die Hauptstadt von Banjul, und von dort geht es weiter nach Europa. Das ist eine humanitäre Katastrophe, die wir als kleines Hilfswerk nicht lösen können.

Als kleine effiziente Organisation können wir aber jenen jungen Gambiern und lokalen Familien helfen, die bei unseren Projekten direkt involviert sind. Sei es durch sinnstiftende Arbeit, Wissensvermittlung oder Bildung im Sinne unseres Credos «Hilfe zur Selbsthilfe». Damit leisten wir einen wichtigen, wenn auch kleinen Beitrag zur Verbesserung der Lebensgrundlagen vieler Familien und geben diesen eine Perspektive in ihrem Heimatland.

TEC ist deshalb weit mehr als nur ein Landwirtschaftsprojekt: Wir wollen ein Beitrag im Kampf gegen die anhaltende Flüchtlingskrise leisten, indem wir jugendliche Frauen und Männer beschäftigen, sie in Bezug auf eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft ausbilden und darüber hinaus unser Wissen allen interessierten Personen und Institutionen zugänglich machen. 

TEC Vision: «TEC ist das Kompetenzzentrum für nachhaltige und ökologische Landwirtschaft in The Gambia – ein Ort des Lernens und Austausches zur Förderung der Prinzipien der Permakultur. Offen für alle interessierten Menschen und Organisationen in The Gambia.»

 

TEC Mission: «Wir vermitteln praktisches Wissen für die einfachste Form der Landwirtschaft, damit sich lokale Familien eine sichere Lebensgrundlage erschaffen können – wirtschaftlich und sozial. Gleichzeitig fördern wir das Bewusstsein für die natürlichen Kreisläufe und ein intaktes Ökosystem.»

 

Luftaufnahme unseres Tanji Education Center for Permaculture, Juli 2022

Die Landwirtschaft bildet – historisch betrachtet und gleich wie in der Schweiz – das Rückgrat von The Gambia. Dennoch werden inzwischen sämtliches Gemüse und praktisch alle Früchte aus dem Ausland importiert, obwohl The Gambia über gute Böden und genügend Wasser verfügt. Es fehlt an Wissen zur Bearbeitung und Pflege der Böden und es fehlt an Möglichkeiten, damit sich junge Gambier dieses praktische Wissen aneignen können.

2014 hat der FVH in Tanji, rund 30 Minuten südlich des touristischen Zentrums von Serekunda, ein Grundstück von 1.5 Hektaren erwerben können. 2018 wurde das Grundstück, welches sich durch fast 30 grosse Mangobäume auszeichnet, mit Wasser erschlossen. Im November 2019 wurden das Betriebs- und Produktionsgebäude sowie die Komposttoilette fertiggestellt. Ab Januar 2020 wurde das Land Stück für Stück auf Basis der Permakultur-Prinzipien und im Sinne einer nachhaltigen und natürlichen Landwirtschaft bearbeitet.

Unser TEC-Betriebsgebäude, Juli 2022

Unter fachkundiger Leitung von Mamadou Baldeh, seit 2019 unser Farm Manager, und unterstützt durch unseren Permakultur-Aficionado Patrick Müller, der seit 2017 mit seiner Familie nur 10 Minuten südlich unseres Grundstücks wohnt und als Farm Supervisor für die Weiterentwicklung des Projekts verantwortlich ist, lernen 10 junge Frauen und Männer aus der Umgebung das Basiswissen einer naturnahen Landwirtschaft. Dabei befolgen wir die stets Grundsätze der Permakultur und verzichten, wenn immer möglich, auf chemische Pestizide, Fungizide oder Insektizide. 

Gemeinsam hat es dieses Team geschafft, das TEC-Grundstück von einer dürren und unfruchtbaren Steppenlandschaft in einen wunderbar fruchtbaren Permakultur-Garten zu verwandeln. Dabei war es aber nie unser Ziel, einfach eine schöne Farm zu halten, die biologische Früchte und Gemüse anbaut. Es war stets unser Ziel, ein Ort der Wissensvermittlung zu erschaffen. Ein Ort, wo sich Interessierte über die Vor- und Nachteile, die natürlichen Kräfte und Kreisläufe der Permakultur informieren und austauschen können.

Entstanden ist ein repräsentativer Vorzeigegarten für Permakultur, wo wir unser hart erarbeitetes Wissen rund um die tägliche Arbeit auf dem Feld teilen und weitergeben. Es ist daher als klarer Erfolg zu werten, dass sich immer mehr Privatpersonen und Organisationen direkt bei Mamadou oder Patrick nach einer Besichtigung von TEC erkundigen und anschliessend eine Beratung auf ihren eigenen Grundstücken wünschen. Auch das Department for Agriculture des Gambia College hat bereits Interessen bekundet, eine Zusammenarbeit mit dem TEC zu prüfen, z. B. in Form von «practical studies». Denn auch sie sehen die naturnahe Landwirtschaft, wie wir sie auf dem TEC praktizieren, als grosse Chance für die Zukunft der Landwirtschaft in The Gambia.

Es ist unser Ziel, TEC zum Kompetenzzentrum für Permakultur in The Gambia auszubauen und langfristig wirtschaftlich auf eigene Beine zu stellen. Dies erfordert, dass wir unsere Ernten kontinuierlich qualitativ und quantitativ optimieren und zu attraktiven Naturprodukten weiterverarbeiten (z. B. sonnengetrocknete Mangos oder Zitronengras-Tee, eingemachte Tomaten oder eingelegtes Gemüse), die wir an die lokalen Hotels und Restaurants verkaufen können.

 

In Anbetracht der Tatsache, dass demnächst bereits jeder Quadratmeter unseres Grundstücks bearbeitet wird, ist es zwingend, dass wir zusätzliches Land in unmittelbarer Nähe nutzbar machen können. Durch die Skalierung der Ernte und folgedessen der Verkäufe sichern wir die finanzielle Zukunft des Projekts. Der FVH-Vorstand ist deshalb bestrebt, eine Lösung zu finden, wie wir TEC mit weiteren Landflächen vergrössern können. Der Fokus liegt dabei auf benachbarte Grundstücke, weil wir dadurch die Infrastruktur, die wir bei TEC bereits aufgebaut haben, weiter nutzen können.

Obwohl unsere Arbeit der vergangenen Jahre erste Früchte trägt, sind wir weiterhin auf die finanzielle Unterstützung durch unsere Mitglieder, Freunde und Institutionen angewiesen. Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf, falls Sie mehr über dieses einzigartige Projekt erfahren möchten (info@fvh.ch).
 

Unsere Felder werden vorwiegend mit Giesskannen bewässert, ohne aufwändige und kostenintensive Driplines, die sich eine Gambische Familie sowieso nicht leisten kann – wir zeigen auf, wie es auch mit reiner Muskelkraft geht!

 

BAUETAPPEN VON 2017 BIS 2020:

Im Jahr 2017 erstellten wir einen Grundwasserbrunnen mit Solarpumpe, um unser Grundstück mit Wasser zu erschliessen 

Unser Grundstück vor Baubeginn des Hauptgebäudes im Jahr 2017

Fundament-Legung (November 2018)

Betonierung Boden/Säulen (Dezember 2018)

Betonierung des Dachs (März 2019)

Hochziehen der Wände mit bioklimatischen, extra für TEC gefertigten Ziegeln (April 2019)
TEC Bauphase 4

Fertigstellung der Wände (Mai 2019)

Instandstellung der Landwirtschaftsfläche (Juli 2019)

Montage der Metalltreppe, um Solarpannels regelmässig zu reinigen (August 2019)

Fertigstellung des Hauptgebäudes (Oktober 2019)

Installation der Solarstrom-Anlage durch das befreundete Hilfswerk Fandema, das in Gambia junge Frauen zu Solar Engineers ausbildet: www.m-bolo.org (Oktober 2019)

Ein spezieller Höhepunkt: die Fertigstellung der lange geplanten Kompost-Toilette (sog. «Urine-diverting dry toilet», genannt UDDT). Dieses kleine Nebenprojekt innerhalb von TEC haben wir entwickelt, weil in The Gambia viele Krankheiten aufgrund fehlender Toiletten-Einrichtungen resp. mangelnder Hygiene übertragen werden. Mit der Idee des wasserlosen UDDT haben wir ein international und von der EU gefördertes Konzept aufgegriffen, welches bis jetzt in Westafrika noch nie realisiert wurde.

Die fertige Toilette beinhaltet zwei Kabinen, welche sichere und saubere Geschäfte ermöglichen. Je eine Kabine für Frauen und Männer. Dabei trennt die Anlage Urin und Kot, damit der Kot in relativ kurzer Zeit austrocknet und als wertvoller Dünger verwendet werden kann; der Urin wird im 50/50 Verhältnis zur Bewässerung mit Wasser verwendet.

Im April 2020 wurde ein 150 Meter langer Zaun montiert, damit die frisch angesähten Gemüsebeete nicht von wilden Tieren zerstört werden.

Im Frühling 2020 wurden viele Samen gesät und junge Pflanzen gesetzt.

Frische TEC-Papayas, -Kohl und -Gurken!

Ende Juni 2020 haben wir mit der Renovation von Bubacarr’s Haus begonnen. Bubacarr, unser Caretaker, schaut seit 2014 mit seiner lieben Frau und ihren drei Kindern zu unserem Grundstück. Die Regenzeit steht kurz bevor, das Dach und die Wände mussten dringend repariert werden. Die Kosten dieser Renovationsarbeiten übernimmt die Familie Umbricht, welche dieses Projekt im Sinne und Geiste des verstorbenen Hermann Umbricht unterstützt – ein herzliches Dankeschön hierfür!

Bereits Ende Juli konnten die Arbeiten abgeschlossen werden – gleichzeitig wurden die kräftigen Mangobäume zurückgeschnitten, damit die grossen Bäume mehr Kraft haben für ihre Früchte.

Seit 2022 wohnen 20 Hühner auf TEC und liefern uns ganz viel wertvollen Kot, um den Nährstoffarmen Boden ganz im Sinne der Permakultur zu düngen.

FVH in The Gambia

Seit der Gründung im Jahr 1998 hat der Förderverein Humanitas mehr als 2 Millionen Schweizer Franken für Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft in The Gambia investiert. Seit der Lancierung im Jahr 2020 gilt unser alleinige Fokus dem Tanji Education Center for Permaculture (TEC).

Dank unserer langjährigen Erfahrung der Entwicklungszusammenarbeit wissen wir, dass Bildung die einzige nachhaltige Entwicklungshilfe für ein Land wie The Gambia ist – sei es durch Schulbildung für Kinder oder Berufsbildung für junge Erwachsene.