The Gambia ist der kleinste Staat in Afrika und hat 1965 seine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erlangt. Der Fluss Gambia hat dem kleinen Land nicht nur den Namen gegeben, sondern ihm auch seine Form aufgezwungen. Mit Ausnahme eines kurzen Küstenabschnittes an der Mündung des Flusses in den Atlantik wird Gambia vollständig von Senegal umschlossen.
Als Tourist gibt es viele schöne Orte zu entdecken (z. B. viele faszinierende Vögel beobachten und wunderschöne Strände geniessen), wunderbare Menschen zu treffen, feines Essen zu probieren und unvergessliche Momente zu erleben.
Als Bewohner des Landes ist es schwierig zu überleben: Eine ausgebildete Krankenschwester oder ein ausgebildeter (qualified) Lehrer verdient pro Monat ca. 3’500 Dalasi (rund 50 Euro), ein Lehrer in Ausbildung erhält ca. 2’500 Dalasi (rund 35 Euro). Ein Kellner in einem Restaurant in den touristischen Gebieten verdient rund 5’000 bis 7’000 Dalasi (rund 70 bis 100 Euro) und ein Gärtner oder ein Zimmermädchen in einem Hotel erhält ca. 2’000 Dalasi (rund 30 Euro. Von diesen Salären müssen rund ein Drittel für den täglichen Arbeitsweg aufgewendet werden, da bleibt nicht mehr viel für das tägliche Leben und die Familie. Oder für die jährliche Schulgebühr, welche an einer öffentlichen Schule rund 1’200 Dalasi für das Schulgeld, 2’500 Dalasi für Bücher und 800 Dalasi für die Uniform ausmacht, total rund 400 Dalasi (rund 6 Euro) pro Monat und Kind.
Landwirtschaft, Tourismus und Fischerei sind die wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes.
Die wachsende Tourismusbranche wird aufgrund der möglichen Gehälter immer beliebter, während die harte und schweißtreibende Arbeit in der Landwirtschaft viel von ihrer Attraktivität verloren hat. Dabei wäre es für Gambia so wichtig, neben dem Tourismus auch diesen Sektor zu fördern, denn über 80 % des in Gambia konsumierten Obstes und Gemüses werden derzeit aus dem Senegal importiert. Ein ökologischer und wirtschaftlicher Schwachsinn!
Dabei bietet das Land in The Gambia beste Voraussetzungen für eine starke Landwirtschaft. Besonders wichtig ist dabei, dass das Land dank des Gambia-Flusses und der jährlichen Regenzeit (Juli bis September) über reichlich Wasser verfügt. Der Fischfang hingegen ist in letzter Zeit zu einer echten Herausforderung für das Land geworden, da riesige Fischerboote aus China und der EU die Fischgründe Gambias leer fischen, meist ohne Genehmigung der Regierung. Eher früher als später wird diese Überfischung zu leeren Fischernetzen der einheimischen Familien führen, was eine weitere wirtschaftliche, ökologische, soziale und geopolitische Katastrophe zur Folge haben wird. Denn: Wenn es keinen Fisch gibt, gibt es auch keine Nahrung für diese Familien. Und dann wird die Flucht nach Europa als einziger Ausweg aus dieser Misere gesehen. Beachten Sie hierzu den ergreifenden Dokumentarfilm von «The New Yorker» von 2021: How Fish-Meal Production Is Destroying Gambia’s Waters | The New Yorker
Aufgrund seiner geografischen Lage hat The Gambia schon mehrmals die Weltgeschichte beeinflusst: Die kürzeste Distanz zur Überquerung des Atlantiks führt von The Gambia nach Brasilien oder in die Karibik. Das führte zum traurigsten Kapitel in der Geschichte des Landes: Zwischen 1500 und 1867 wurden geschätzte 755’000 Sklaven von The Gambia nach Amerika verschifft. Und zwischen 1940 und 1947 wurde ein großer Militärflughafen betrieben, damit die alliierten Streitkräfte nach der Überquerung des Atlantiks und einem kurzen Zwischenstopp in Gambia weiter nach Europa fliegen konnten.
In den vergangenen Jahren entwickelte sich The Gambia zu einem der Hauptherkunftsländer afrikanischer Flüchtlinge: Jeder vierte bis fünfte Flüchtling, der es über das Mittelmeer nach Europa schafft, kommt aus The Gambia. Die Flüchtlinge sind meist zwischen 18 und 30 Jahre alt und ziehen zunächst aus ländlichen Regionen in die touristischen Gebiete rund um die Hauptstadt von Banjul, und von dort geht es weiter nach Europa. Die Gründe dafür sind weit verbreitete Armut, hohe Arbeitslosigkeit und vor allem die Perspektivlosigkeit. Damit verliert das Land eine ganze arbeitskräftige Generation, welche das Land in die Zukunft führen sollte.